Erster Eintrag im Goldenen Buch

Kaiserin Auguste Victoria

Der erste Eintrag im Goldenen Buch stammt von der deutschen Kaiserin Auguste Victoria aus dem Jahr 1889.


Kaiserin Auguste Victoria

Erster Eintrag im Goldenen Buch

„Auguste Victoria

Deutsche Kaiserin + Königin von Preußen

Kissingen d.

25/VII 89.“

Der erste Eintrag im Goldenen Buch stammt von einer der berühmtesten Besucherinnen Bad Kissingens überhaupt: Kaiserin Auguste Victoria verewigte sich während ihres Kuraufenthalts im „Gedenkbuch der Stadt“, das erst noch seine prunkvolle Malerei von Adolph Menzel auf der ersten Seite erhalten musste. Im Alter von 40 Jahren reiste Auguste Victoria, Gattin von Kaiser Wilhelm II., mit einer großen Entourage per Zug nach Bad Kissingen. Mit ihr reisten ihre Söhne Kronprinz Wilhelm, Prinz Eitel Friedrich, Prinz Adalbert und Prinz August Wilhelm. Außerdem dabei waren Hofdame Gräfin von Keller, Kammerherr Freiherr von der Reck, Hauptmann von Falkenhayn, die Gouvernante Miss Atkinson, der Lehrer Kessler sowie eine große Anzahl von weiterem Gefolge und Dienerschaft.[1] Die Kaiserin logierte in der Oberen Saline, wo sonst Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck Quartier nahm. Bismarck war allerdings in diesem Jahr verhindert und so nutzte Auguste Victoria das vakante Kurquartier.

Reise mit Familie

Erst ein Jahr vor ihrem Besuch war Auguste Victoria an der Seite ihres Mannes Wilhelm II. zur deutschen Kaiserin erhoben worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Paar bereits fünf Söhne – aber nur die vier ältesten Prinzen begleiteten die Kaiserin nach Bad Kissingen. Auguste Victoria, deren Aufenthalt in der Kurstadt für große Begeisterung bei der örtlichen Bevölkerung sorgte, galt als strenggläubige evangelische Christin. In ihrem Quartier in der Oberen Saline wurde die ursprünglich fürstbischöfliche Hauskapelle in Betrieb genommen, die sie während ihres Aufenthalts häufig nutzte.[2]

Der Kuraufenthalt der Kaiserin

Der vierwöchige Aufenthalt der Kaiserin vom 28. Juni bis zum 27. Juli 1889 wurde minutiös von der örtlichen Presse dokumentiert. So sind der Saale-Zeitung mehrere Stationen ihres Aufenthalts zu entnehmen, wie beispielsweise ihr Besuch von Kinderbewahranstalt und Knabenhort in der Maxstraße, die von ihr beauftragte Kranzniederlegung am Denkmal der trauernden Germania in der Kapellenstraße am Jahrestag der Schlacht von 1866 sowie Spaziergänge mit Gefolge entlang der Salinenpromenade. Auch ihre zahlreichen Einkäufe verfolgte die Presse: Die Kaiserin kaufte laut Saale-Zeitung neben Broschen, Haar- und Vorstecknadeln bei Carl Dehring am Brückendamm, mechanische Spielwaren bei A. Wahnschaffe (aus Nürnberg) auch Silberwaren wie Trinkservices und Kosmetikgarnituren bei Juwelier Simon Rosenau – hier lobte Auguste Victoria insbesondere die erlesene Qualität und Auswahl, so „äußerte sich Ihre Majestät, sie sei erstaunt, in Kissingen so bedeutende Geschäfte zu finden.“[3] In einem Rückblick auf die Einkaufstouren der Kaiserin in der Kurstadt schreibt die Saale-Zeitung gegen Ende ihres Kuraufenthalts, sie habe „in vielen Geschäften Einkäufe und Bestellungen, theils persönlich, theils durch das Gefolge oder auch schriftlich machen lassen; so lieferte gestern das Modewarengeschäft des Herrn Julius Morck für den eigenen Gebrauch der Kaiserin Costüme, vor längerer Zeit Geschwister Collin ebenfalls Costüme und vor einigen Tagen das Ausstattungsgeschäft des Herrn Robert Hendel Leinewaaren, Tricotagen etc., es ist dies wohl ein Beweis dafür, daß in geschmackvoller Auswahl und in Neuheiten das Möglichste hier geboten wird.“[4]

Insbesondere über An- und Abreise der kaiserlichen Familie berichtete die Saale-Zeitung im Detail: So erfolgte die Reise nach und von Bad Kissingen wie zu dieser Zeit üblich per Zug. Waren die Straßen um den Bahnhof herum bei der Anreise der Kaiserin reichlich geschmückt, bat sie bei ihrer Abreise auf einen Verzicht derartigen Prunks. Dennoch fand eine Beflaggung der Häuser durch die Bürger statt, um den hohen Gast zu ehren. Auch die zahlreichen Schaulustigen beschrieb die Saale-Zeitung: „Eine nach vielen Hunderten zählende Menschenmenge belagerte schon seit 1 Uhr die Eisenbahnstraße und den Platz vor dem Bahnhof.“[5] Die kaiserliche Familie reiste nach Wilhelmshöhe (Kassel) und von dort nach Wilhelmshaven weiter, von wo sie gemeinsam mit dem Kaiser die Fahrt nach Oldenburg antraten. Kaiser Wilhelm II. selbst weilte nie in Bad Kissingen.

Klassische Badekur

Kaiserin Auguste Victoria unterzog sich während ihres Aufenthalts einer klassischen Badekur: In direkter Nähe zu ihrem Quartier in der Oberen Saline schien das Salinenbad ihre präferierte Kureinrichtung zu sein: „Heute Vormittag nahm Ihre Majestät die Kaiserin in der Salinenbadeanstalt das letzte Bad. (…) Die Kaiserin sah recht wohl aus.“[6] Bereits am frühen Morgen nahmen sowohl die Kaiserin als auch die Prinzen Heilwasser zu sich, worauf Spaziergang und Frühstück im Gradierbau folgten.

Kaiserliche Unterschrift

Erst wenige Tage vor ihrer Abreise erfolgte ihr Eintrag ins Goldene Buch. Die Saale-Zeitung berichtete hierüber: „Auf die an Ihre Majestät die Kaiserin gestellte ehrfurchtsvolle Bitte, sich in diesem Buch eintragen zu wollen, hat die hohe Frau gnädigst willfahrt und auf die erste Seite eingeschrieben: (…)“[7] Die Unterschrift von Kaiserin Auguste Victoria, als die erste von vielen – bereits wenige Tage später sollten sich weitere Vertreter des deutschen Hochadels verewigen – schmückt bis heute in geschwungener, eleganter Schrift ganz allein die erste Seite.


[1] Kurliste der Stadt Bad Kissingen. 1889. No. 98. 28./29.06.1889.

[2] Peter Ziegler: Prominenz auf Promenadenwegen. Kaiser, Könige Künstler, Kurgäste in Bad Kissingen. Würzburg 2004. S. 136.

[3] Saale-Zeitung. Nr. 168 vom 28.07.1889.

[4] Ebd. Nr. 167 vom 27.07.1889.

[5] Ebd. Nr. 168 vom 28.07. 1889.

[6] Ebd. Nr. 168 vom 28.07.1889.

[7] Ebd.

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