Alumni stellen sich vor: Benji Wiebe (Funck)
Steckbrief: Benji Wiebe (Funck)
Geburtsjahr | 1977 |
Letztbesuchte Schule in Bad Kissingen | Jack-Steinberger-Gymnasium |
Schulabschluss im Jahr | 1998 |
Studium | Diplom-Sozialpädagogik an der Dualen Hochschule Stuttgart |
Heute tätig als | (Pflege-)Papa, Clown, Zauberkünstler, Layouter und Schriftleiter der Gemeindezeitschrift DIE BRÜCKE |
(Wohnort) Arbeitsort, Land | Linkenheim-Hochstetten bei Karlsruhe |
Interview: Benji Wiebe (Funck)
Alumni-Netzwerk: Benji, du hast 1998 Abitur am Gymnasium Bad Kissingen gemacht. Hand aufs Herz: Bist du gern in die Schule gegangen? Erzähl doch mal ein bisschen…
Benji Wiebe: Ich bin sehr gerne in die Schule gegangen, aber nicht nur zum Unterricht. Für mich war Schule "Lebensraum" und bei der Schülerzeitung, der Theatergruppe, der Zirkus-Gruppe und im Einsatz bei den Tutoren habe ich viel gelernt und ausprobieren können, was heute noch mein Berufsleben bestimmt. Durch meinen Autounfall habe ich ja die 12. Klasse wiederholt und hatte viel Zeit für "außerunterrichtliche schulische Aktivitäten".
Alumni-Netzwerk: Gab es Lehrerinnen und/oder Lehrer, die deine spätere Berufsentscheidung maßgeblich beeinflusst haben? Wenn ja, welche bzw. welcher und warum?
Benji Wiebe: Frau Ahnert hat mich früh unter ihre Fittiche genommen. Sie hatte ich durchgängig von der 5. bis zur 13. Klasse. Sie war auch für die Schülerzeitung Voice zuständig und leitete die Theatergruppe. Auch die englischen Filmabende zu denen sie einlud waren ein Gewinn. Ich glaube, sie hätte es gern gesehen, wäre ich Lehrer geworden. Aber Sozial-Pädagoge, Zeitungsmacher und Bühnenkünstler ist doch recht nah dran, an dem, wofür sie mich damals schon begeisterte.
Alumni-Netzwerk: Wie sahen deine Stationen nach der Schulzeit aus?
Benji Wiebe: Nach 20 Jahren in Bad Kissingen musste ich dringend mal "raus" und hab ein Auslandsjahr in Plymouth, in England, absolviert. Dort habe ich mich mit einem Team für sozial schwache Familien engagiert. Danach folgte das Studium, zur Hälfte an der Berufsakademie und zur Hälfte im CVJM Stuttgart. Im CVJM konnte ich von der Kinder-Theatergruppe bis zum Seniorenkreis ganz unterschiedliche Arbeitsfelder ausprobieren. Im Anschluss ging es für 7 Jahre als Referent für die Arbeit mit Kindern in ein Jugendwerk nach Karlsruhe, bis ich mich selbständig gemacht habe.
Alumni-Netzwerk: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Benji Wiebe: Das ist sehr vielschichtig. Gemeinsam mit meiner Frau Marion führen wir eine "Sonderpädagogische Pflegestelle", das heißt, neben unserem eigenen Sohn ziehen wir drei Pflegekinder mit besonderem Pflegebedarf groß. Vormittags gehe ich zwei Häuser weiter, wo ich mir ein kleines Büro gemietet habe, und beantworte Auftrittsanfragen, schreibe Angebote, gestalte alle zwei Monate eine Gemeindezeitschrift und packe und probe für meine Auftritte als Clown und Zauberkünstler. Zurzeit bin ich drei Tage die Woche im Büro, drei Tage auf Auftritten und mache montags frei...
Alumni-Netzwerk: Gibt es eine Anekdote aus der Schulzeit oder aus der Zeit in Bad Kissingen, die du mit uns teilen willst?
Benji Wiebe: Ich habe in der Schule öfter mal den Unterricht verpasst, weil ich für die SMV, die Schülerzeitung oder auch mal die Stadtjugendarbeit unterwegs war. Manchmal schlug sich das auch auf die mündlichen Noten nieder, aber oft trugen die Lehrer das mit. Erst vor ein paar Jahren erzählte mir Herr Suttner von den Diskussionen in der Klassenkonferenz. In der 11. Klasse stand ich einmal ziemlich auf der Kippe und hätte das Jahr beinahe nicht bestanden. Um im Zeugnis in Chemie noch die 4 zu bekommen, brauchte ich unbedingt eine mündliche 3. Also wurde ich in einer Freistunde, zusammen mit meinem Freund Markus als Zeugen, in einen Kellerraum gebeten und zu meinem chemischen Grundwissen befragt. Mehr schlecht als recht schlug ich mich durch. Hinterher wurde ich um eine Selbsteinschätzung gebeten. War das gut? War es ausreichend? War es befriedigend? Markus sprang mir zur Hilfe und meinte "Also für den Benji war das schon befriedigend..." worauf der Lehrer (ich nenn mal keine Namen, bin ihm aber sehr dankbar) schmunzelnd meinte "Na, dann soll es mich auch befriedigen" und die 11. Klasse war gerettet.
Alumni-Netzwerk: Was war das Beste, das dir im (Berufs-)Leben widerfahren ist?
Benji Wiebe: Ich habe ganz viel Mut-Machendes erlebt. Nach dem Totalschaden mit 18, sowohl gesundheitlich als auch am Auto, wieder neu durchstarten zu können. Wieder laufen zu lernen und trotz Trümmerbrüchen im Arm auch wieder jonglieren und auftreten zu können, das ist schon ein Geschenk. Oder auch unser Sohn Luca, der mit 8 plötzlich einen Herzschrittmacher brauchte, und nun mit fast 18 gerade seinen Führerschein macht und manchmal gemeinsam mit mir als Jongleur und Zauberkünstler auftritt... Ein paar meiner Geschichten habe ich im letzten Jahr aufgeschrieben und als kleines Buch herausgebracht. Es heißt "Mutmachzirkus - Einsichten und Anstöße eines Clowns", erhältlich im Netz oder im Buchhandel.
Alumni-Netzwerk: Was würdest du heutigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern raten?
Benji Wiebe: Probiert euch aus. Folgt euren Interessen. Schaut euch um in der Welt. Knüpft Kontakte und Freundschaften und tut das, was ihr gut und gerne macht. Man muss ja nicht gleich jedes Hobby zum Beruf machen, aber es hat schon was, wenn die tägliche Arbeit auch Freude macht und Sinn stiftet.
Alumni-Netzwerk: Wie könnten Voraussetzungen aussehen, unter denen Du nach Bad Kissingen zurückkehren würdest?
Benji Wiebe: Ich habe 2002 in Karlsruhe geheiratet und bin seitdem hier im Großraum geblieben. Wir haben ein Haus mit Garten, genügend Auftrittsmöglichkeiten und unser "Träger" für die Arbeit mit den Pflegekindern sitzt auch hier. So schnell kommen wir hier nicht weg. Mittlerweile wohne ich also genauso lange hier im Landkreis, wie ich früher in Bad Kissingen gelebt habe. Bad Kissingen wird immer meine "erste Heimat" bleiben, vertraut, heimelig und ich komme ab und zu auch gern zurück, zu Besuchen oder auch zu Auftritten, wenn es mal passt. Ich wäre ja gern mal wieder bei einer Zelttheaterwoche dabei, immerhin habe ich die damals mit Bernhard Tessari (damals Sipek) aus der Taufe gehoben.
Alumni-Netzwerk: Hast du eine Botschaft oder einen Gruß an die anderen Bad Kissinger Alumni und an Bad Kissingen?
Benji Wiebe: Ich freue mich über diese Gruppe und lese gerne, was aus dem ein oder anderen geworden ist. Und wenn wir als Jugendliche noch meinten "BK sucks" ("Bad Kissingen nervt" - der Bandname meiner Klassenkameraden) so weise ich heute doch immer wieder gerne drauf hin, aus was für einer tollen Stadt ich komme, immerhin eine der "bedeutenden Kurstädte Europas". Darauf ein Schluck aus dem Max-Brunnen!
Alumni-Netzwerk: Vielen Dank für dein Interview und alles Gute.